|
Frank Reinecke, Kontrabass, geboren in Hamburg, studierte bei Klaus Stoll in Berlin, spielt seit 1983 im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, lehrte von 1997 bis 2001 als Honorarprofessor am Mozarteum Salzburg, war regelmäßiger Gast beim Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano. Zahlreiche Uraufführungen von Solo- und Kammermusikwerken. Kammermusik u.a. mit dem Haydn Trio Wien, Pražák Quartett, Henschel Quartett, Ensemble Recherche, Xsemble. Meisterkurse bei der Internationalen Sommerakademie Salzburg und bei der Mühldorfer Sommerakademie. Die langjährige Zusammenarbeit mit dem norwegischen Geiger Helge Slaatto ließ ein besonderes Repertoire für Violine und Kontrabass entstehen. Namhafte Komponisten der Gegenwart haben für das Duo geschrieben. Es konzertierte in Deutschland, Dänemark, Norwegen, Italien, Österreich, Frankreich, Griechenland, Armenien, Luxemburg und den USA. Die Einspielung der "Plainsound Glissando Modulation" von Wolfgang v. Schweinitz wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
|
|
Giacinto Scelsi’s mystische Botschaften künden in „Nuits“ vom Ursprung des Tons. Seine Musik enthebt sich zeitlich-linearer Entwicklung, lebt somit außerhalb der Zeit. Der Komponist selbst stiehlt sich förmlich davon. „Scelsis Musik ist ich-los“ (Hans Zender). Lebendigkeit des Klanges, Rauhigkeiten, Anziehungen, Abstoßungen. Schwebungen, Obertöne. Eine Musik ohne Davor und Danach. „Nuits“ ist in verschiedenen Skordaturen („Verstimmungen“) geschrieben, am Ende sind drei der vier Saiten des Kontrabasses in F gestimmt. Einflüsse aus der tibetanischen Mystik deuten sich an. „Der Klang ist rund wie eine Kugel, aber wenn man ihn hört, scheint er nur zwei Dimensionen zu haben: Lage und Dauer - von der dritten, der Tiefe, wissen wir, dass sie existiert, aber sie entzieht sich uns gleichsam.“ (Giacinto Scelsi)
Der Hamburger Komponist Manfred Stahnke schrieb street music III 1995. Manfred Stahnke zu seiner „streetmusic III“: „Ich hatte die Idee einer merkwürdigen Skala 3. Wurzel aus 4/3, Keine Oktaven, quasi-neutrale Terzen, reine Quarten. Das geht nur auf dem Kontrabass (außer mit digitalen Mitteln): Die Quarte in drei gleich große „Un-Sekunden“ aufzuteilen...“ Die dabei entstehende neutrale Terz, zwischen großer und kleiner gelegen, würzt eigenwillig dissonant. Die „streetmusic III“ ist Frank Reinecke gewidmet („Dies ist ein Portrait von Dir!“)
Theraps von Iannis Xenakis entstand 1976. Es nimmt in der Sololiteratur für Kontrabass eine Sonderstellung ein, da es weithin als „unspielbar“ gilt. Iannis Xenakis’ „Theraps“ (altgriech. „dienend“) führt den Interpreten in einen dramatischen Kampf mit dem Werk: ein existentialistischer Showdown, dessen weitgespannte Flächigkeit architektonische Merkmale aufweist. Die einzelnen, archaisch aneinandergereihten Bauteile bestehen aus drei homogenen Texturen: Vierteltonskalen, zweistimmige Glissando-Wanderungen in Höhen und Tiefen, und stehende, als Doppel-Flageolette gespielte Naturintervalle. Sie können als drei beinahe übermächtige Repräsentanten der Grund-Parameter Rhythmus, Melodie und Harmonie verstanden werden.
„Diese Art Klang hat mit der herkömmlichen Beziehung zwischen Tonhöhe und Zeit und dem damit verbundenen musikalischen Ideal nichts mehr zu tun. Auf einmal bekommen Farbe und Stoff des Klanges zentrale Bedeutung...“ (Iannis Xenakis)
Klaus Huber: Ein Hauch von Unzeit
„Zu Beginn des Stückes wird die d-moll-Chaconne aus Dido und Aeneas von Purcell zitiert und figuriert. Allmählich setzt ein Auflösungsprozess ein: Abbröckeln der Melodie, Zerfließen der sequenzierten Zeit, Verfremdung des Tones durch geräuschhafte Verunstaltungen.
Ein Vergleich: Man beginnt einen Spaziergang auf einem schmalen, gut beschilderten Weg. Bald aber irrt man ab, verliert sich in einem Labyrinth und hat keinen Sinn mehr für Orientierung und Zeit. Man tastet sich vor ohne Richtung und Ziel.
Ein Stück der Geduld, der Meditation, der Befreiung von vorgegebenen Schemata.“ (Klaus Huber)
„Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt. Unser Leben ist ebenso endlos, wie unser Gesichtsfeld grenzenlos ist.“ (Ludwig Wittgenstein)
Der dänische Komponist Bent Lorentzen schrieb 1993 das Solostück Tiefe. Es lotet finstere Urgründe aus, Schwebungen und Differenztöne prägen das mächtige Klangbild. Das Werk durchläuft mehrere Zyklen großangelegter Steigerungen. In ritualhaften Momenten des Stillstands wird, nicht ohne Ironie, auf Wagners Tristan-Thema angespielt. "Tiefe" ist Frank Reinecke gewidmet, der die Uraufführung auf dem Ebeltoft Festival in Dänemark spielte
|